Tom Uhlig
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Hier meine Kurzrezension zu Marina Chernivskys "Bruchzeiten" in der aktuellen Jungle.
Lemberg, Jerusalem, Berlin

Buchkritik. Von Tom Uhlig

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Autosoziologische Schriften haben häufig das Problem, entweder die Biographie hinter dem Allgemeinen verschwinden zu lassen oder das Allgemeine auf ein Ornament der Biographie zu reduzie-ren. Ganz mühelos verknüpft dagegen Marina Chernivsky in ihrem Buch >>Bruchzeiten. Leben nach dem 7. Oktober<< autobiographische Berichte mit gesellschaftlichen Beobachtungen. Die Autorin ist Psychologin und Mitgründerin einer Beratungsstelle gegen antise-mitische Gewalt. Ihre professionelle Perspektive bereichert die biographische und umgekehrt. Auch da, wo sie poetisch wird, ringt sie um sprachliche Präzision. Das Buch ist von Suchbewegungen strukturiert, es wirft Fragen auf, deren Antworten womöglich in der eigenen Erzählpraxis liegen. Beispielsweise fragt die Autorin: >>Wie wird eine Erfahrung kollektiv, auch für jene, die woanders waren?<<< Die biographischen Stationen der Autorin - Lemberg, Jerusalem, Berlin - spiegeln Erfahrungen von Gewalt. Der Schrecken des 7. Okto-ber reaktiviert eine traumatische Geschichte von Verfolgung und Vernichtung. Chernivsky schreibt über die Gespräche, die sie mit Ju-den und Jüdinnen über den 7. Oktober führte, und fühlt sich davon an ein Interview erinnert, das sie in Israel mit einem Überlebenden des Anschlags auf die Diskothek >>Dolfi<< in Tel Aviv während der Zweiten Intifada führte. Das bringt sie zurück ins Jahr 2001, als sie in Berlin davon erfuhr, und, 20 Jahre danach, zum Prozess gegen den rechtsterroristischen Attentäter von Halle. >>Nach dem 7. Okto-ber scheint es, als wären die zeitlichen und generationalen Grenzen durchlässiger geworden<«, schreibt Cher-nivsky. Das jüdische Leben sei geprägt, aber nicht bestimmt von der Gewaltge-schichte<<. Bestimmend seien die >>Wehr-haftigkeit und die >>ungeheure Kraft des Überlebens<<. Es ist eine der Stärken des Buchs, widerständige Stimmen laut werden zu lassen.

Marina Chernivsky

Marina Chernivsky: Bruchzeiten. Leben …
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Aber find mal heute noch einen guten...
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Unterstützen könnt ihr vor allem, indem ihr fleißig Bücher kauft und empfehlt. Denn entgegen der Faschopropaganda, werden linke Kleinverlage nicht gerade mit Kohle überschüttet. Schade eigentlich.
Sonderbarer insta Google Screenshot, Extrem Unbrauchbar für Kinder ab vier empfiehlt
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Meine lieben Freund:innen und Verleger:innen vom @verbrecherverlag.bsky.social haben sogar ein Buch gemacht, das genau solche Einschüchterungsversuche vom Verfassungsschutz kritisiert!

Aber ernsthaft: Der Verlag wird gerade massiv von rechts angegriffen, was auch finanziell reinhaut. 1/2
NIUS

1 Tag(e)

10

X

Sie stehen sogar im

Verfassungsschutzbericht: Regierung

prämiert Verfassungsfeinde mit 101.000

Euro Steuergeld
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Das hängt damit zusammen, dass er die Verschwörungstheorien für ein überzeitliches Phänomen und keine Erscheinung der Moderne hält. Dadurch wird er historisch unpräzise und verliert die Spezifik moderner Verschwörungsideologie aus dem Blick. 3/3
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Er kann sich ja gerne mal die Freimaurerlogen in Frankfurt anschauen und überlegen, warum davor kein Polizeischutz nötig ist, bei der nahen Synagoge jedoch schon. Butter hat es versäumt sich ernsthaft mit seinen Kritiken auseinanderzusetzen. 2/3
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Schade, dass Michael Butter auch in seinem zweiten Suhrkamp Buch über Verschwörungstheorien weiter der m.E. empirisch unhaltbaren Vorstellung anhängt, Erzählungen über Freimaurer und Illuminaten seien "in der Regel keine antisemitischen Codes". 1/3
Es ist allerdings falsch und kontraproduktiv zu behaup-ten, dass im verschwörungstheoretischen Diskurs jede Be-zeichnung für die Gruppe der vermeintlichen Verschwörer ein codierter Verweis auf die Juden ist. Wer >>Freimaurer<< oder >Illuminaten<<< sagt, meint in der Regel genau diese Gruppen, um die sich seit Jahrhunderten Verschwörungs-theorien ranken, und nicht eigentlich die Juden. Und die Behauptung, jeder »Bezug auf >Eliten<<< sei antisemitisch ge-meint, ist offensichtlich absurd. Wer alles als Chiffre oder Code für Antisemitismus liest, verkennt die Stoßrichtung vieler Verschwörungstheorien und macht sich des inflatio-nären Gebrauchs von >Antisemitismus-Kritik<<< schuldig, vor dem Lars Rensmann explizit warnt. Zudem reproduziert man so die Logik des verschwörungstheoretischen Denkens selbst, das von der Annahme ausgeht, dass nichts so ist, wie es scheint. Insofern sind auch codierte Formen des Antisemi-tismus kein Beleg dafür, dass (fast) alle Verschwörungstheo-rien letztendlich antisemitisch sind.42 Eine Herausfordou 1
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Was hier passiert, ist nicht, dass der Sozialstaat die Bevölkerung ausnimmt, sondern der Freund von Ruhs den Sozialstaat. Er bietet einer Familie die viel zu kleine Wohnung für einen absurden Preis an, in der Hoffnung, dass der Staat das übernimmt. Es ist halt leider doch der "böse Kapitalist".
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Da steht allerdings auch, das die Familie einen Anspruch auf 120qm hätte, denn zu sechst auf 80qm zu leben ist ziemlich grenzwertig. Das sind dann 365€ pro Person. Klingt nicht mehr so beeindruckend, oder? Dachte sich Ruhs vielleicht auch, weshalb sie später von einem Beispiel mit 3200€ raunt.
4/n
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Nicht in diesen horrenden Münchner Mieten sieht Ruhs den Skandal, sondern dass eine sechsköpfige ukrainische Familie sich darauf bewirbt. Es hätte eine Googlesuche gebraucht, um festzustellen, dass die Miete bei sechs Personen in München nur bis 2188€ übernommen wird.
3/n
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Es sei nicht der "böse Kapitalist", der die Bevölkerung Ausbeuter, sondern der Sozialstaat, so die These im vom Focus gesetzten Teaser, die sich auch im Text wiederfindet. Sogleich liefert Ruhs das Gegenbeispiel, ohne es zu merken. Ein Freund verlange für 80qm läppische 2.400€ kalt.
2/n
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Julia Ruhs hat ja weiterhin ihre Focus Kolumne, um rechtspopulistische Talking Points von vorgestern aufzuwärmen. Es ist nachgerade bizarr, wie unoriginell sie dabei vorgeht, alles schon etliche Male gehört, alles genauso oft widerlegt. Zum Beispiel das hier:
1/n
Nicht der böse Kapitalist, sondern der Sozialstaat ist heute der Ausbeuter der arbeitenden Bevölkerung. Er schröpft diejenigen, die sich abrackern, und belohnt die Nichtstuer. Links nennt man das trotzdem noch soziale Gerechtigkeit. Ein Bekannter von mir vermietet eine Wohnung in München. Neu saniert, knapp 80 Quadratmeter. 2400 Euro kalt, plus Nebenkosten. Auf seine Wohnungsannonce meldete sich auch eine sechsköpfige ukrainische Familie. Vater, Mutter, vier Kinder. Die Eltern besuchen einen Sprachkurs, die Kinder gehen in Schule oder Kindergarten. „Die Miete sowie alle Nebenkosten werden vollständig vom Jobcenter München übernommen“, schrieb ihm die Familie.
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zwischen transgenerationaler Traumatradierung, permanenter Bedrohung und Selbstbehauptung gegen das Unrecht des Antisemitismus.

Ich habe in der aktuellen Jungle eine ganz kleine Kurzrezension geschrieben, ich schaue, dass ich noch ein Foto davon mache.
4/4
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ihrem Aufwachsen in Israel und dem heutigen Leben in Berlin unter dem Eindruck von Krieg, Terror und Antisemitismus. Ich interpretiere den Titel so, dass die Angriffe beginnen, ineins zu fallen, die Zeit subjektiv gebrochen wird. Man spürt beim Lesen wie es hin- und herschleudert,
3/n
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Perspektive empirisch fundiert zu überschreiten. Hinzu kommt, dass ihre Sprache immer um Präzision des Ausdrucks ringt. Es ist weniger ein "Erklärbuch" als ein Versuch der Selbstverständigung und dadurch unbedingt lesenswert. Chernivsky schreibt von ihrer Kindheit in Lviv,
2/n
stopmakingsense.bsky.social
Zum zweiten Jahrestag des 7. Oktobers möchte ich Euch das neue Buch von Marina Chernivsky empfehlen. Ich bin eigentlich etwas müde von autosoziologischen Texten, aber dieser hier ist anders. Chernivsky ist Leiterin von @ofek-beratung.de und hat keinerlei Mühen, ihre individualbiographische
1/n
Cover: Bruchzeiten
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Ich möchte auch entschieden widersprechen, dass der Panzer männlich ist
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robspierre90.bsky.social
Diese Beobachtung von Tom ist so unglaublich lustig, weil sie perfekt illustriert, wie wenig Kompetenz in deutschen Wirtschaftsredaktion sitzt. Viele derjenigen, die sich mit den ökonomischen Strukturen Argentiniens auskennen, haben vor 6 Monaten schon gesagt: Nichts was Milei tut ist nachhaltig.
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Öffentliche Wirtschaftswissenschaften grenzen bisweilen an Mystik: Innerhalb eines Monats schreibt die FAZ über die Rettung Argentiniens und den wirtschaftlichen Niedergang. Dabei ist doch bekannt, dass eine Wirtschaft nicht florieren kann, wenn der Staat seinen Aufgaben nicht mehr nachkommt. 1/4
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Da ist sein username, danke!! Ich hab ihn nach Twitter nicht mehr gefunden 🙃
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Was ich damit eigentlich nur sagen will: Vielleicht möchtet ihr ja das Buch von @simonsahner.bsky.social und Daniel Stähr über die Sprache des Kapitalismus lesen, das sich kritisch an wirtschaftlicher Berichterstattung abarbeitet. 4/4
Besagtes Buch
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Während die FDP-nahe Naumann Stiftung und andere neoliberale Player von "beeindruckenden wirtschaftlichen Erfolgen Mileis" sprechen, fällt hinsichtlich der Investitionen aus dem Ausland auch dem Laien ein gewisser Milei-Effekt auf:
3/4
Abstürze und Erholungen, gefolgt von Abstürzen nach Mileis Amtsantritt