Grizzly2000
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Grizzly2000
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· Aug 21
Letztlich war es Michael Spyres als Stolzing, der den Ausschlag gab, dieses Jahr zu den Meistersingern von Nürnberg nach Bayreuth zu fahren. Matthias Davids hat dort eine Meistersinger-Inszenierung aufgesetzt, die das komplette Gegenteil zur geschichtsträchtigen Deutung von Barry Kosky ist. Natürlich hatte ich die Premiere im Fernsehen mit Daniele Gatti als Dirigent und Georg Zeppenfeld als Sachs gesehen. Am Fernsehen fand ich die gänzlich geschichtsfreie Deutung zu belanglos und habe nach dem ersten Aufzug ausgeschaltet. Bei dieser Aufführung sollte es ganz anders sein, denn Axel Kober sprang ein. Auch der Hans Sachs war nicht Georg Zeppenfeld, sondern Michael Volle. Diese kurzfristige Besetzungsänderung wegen Krankheit, sollte sich als Glücksfall erweisen. Hat man doch mit Axel Kober einen Mann mit Bayreuth-Erfahrung gewählt, der mit den akustischen Gegebenheiten des Hauses hervorragend zurecht gekommen ist. So ließ er den Sängern viel Raum, deren Stimmen sich wundervoll über das Orchester entfalten konnten. Erst im dritten Akt zur Festwiese wurde es richtig laut, was dann auch wieder passt. Überhaupt – die Festwiese, die in vielen Inszenierung als Massenaufmarsch inszeniert wird, gerät beim Davids zu einem bunten Happening mit Merkel, Gottschalk, Milva und Loriot im Doppelpack. Es ist ein wildes Gewimmel mit Becks-Angels, einer Party in Weiß und man muss sich fragen, warum das immer als Aufmarsch inszeniert werden muss. Eine aufblasbare große, bunte Kuh bildet das Dach für Strohballen und ein buntes Happening der Zunftstände. Aber zurück zum Anfang dieses langen, etwas unbequemen Abend in Reihe 30 mit eingeschränkter Beinfreiheit.
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· Aug 3
Der Nürnberger Publikumsliebling Gaines Hall spielt im Musical „La Cage aux Folles“ den Travestiestar Zaza, auch Albin genannt. Das Musical von Jerry Herman und Harvey Fierstein spielt in den 70ern an der Cote d’Azur und ist vor allem durch den Hit „I am what I am“ bekannt. Ich hatte das Stück noch nie ganz gesehen, eine Neuinszenierung von Melissa King wartet mit ein paar dezenten, aber auch mit ein paar drastischen Bühnenelementen von Stephan Prattes auf. Dies fängt schon bei der Ausgestaltung des Hintergrunds an, der eine Tapete im 70er Jahre Stil dekoriert mit Regenbogen-Herzen, Herzen und Geschlechtsteilen. Ein solche Dekor hätte es damals sicher nicht gegeben. Es wiederholt sich aber auch auf den Bademänteln von Albin oder dem Anzug von George. Jürgen Grimm spielt flott auf, gesungen und gesprochen wird in Deutsch. Jetzt ist das Musical immer in Gefahr zu einer Art Coney Island Circus Sideshow zu werden, in der Homosexuellen noch zusätzlich mit Klischees stigmatisiert werden. Es gelingt hier bei allem Voyeurismus doch ein sehr warmherziger Blick in das Show-Business, was das Nürnberger Publikum mit einem vollen Haus belohnte.
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· Aug 2
Natürlich hatte ich die Oper „Der Freischütz“ von Weber aus Bregenz schon in einer Live-Übertragung gesehen. Puristen der Oper mögen jetzt die Nase rümpfen, über die relativ freie Bearbeitung der Oper auf der Seebühne, wenn man sich aber auf eine Art Remix der Oper einlässt, kann man dort doch eine sehr gelungene Umsetzung sehen. Für die Opern-Casual-Gänger ist die Einführung eine Figur des Samiels, der eigentlich nur im Mittelteil der Oper auftritt, eine Art Türöffner für diese romantische Oper. Man hat die Ausrichtung einiger Figuren neu behandelt, so hat Ännchen eine innige Beziehung zur weiblichen Hauptperson Agathe. Agathe ist zudem schwanger, was auch in Bregenz etwas gegen das Textbuch geht. Agathe soll ihren Max ja erst nach dem Freischuss haben, laut Libretto. Auch, dass sich sein Kumpel Kaspar und Max die Kugeln teilen und um die letzte dann der Streit entbricht, ist geändert. Beim Jungfernkranz entfällt die fälschlich eingepackte Totenkrone der Floristin. Wenn man bereit ist, all diese Modifikationen anzunehmen, kann man ganz das verfluchte Dorf und die Szenerie am See genießen. Man muss sich aber auch mit den Gegebenheiten des Wetters abfinden, das am Tag der Aufführung so seine eigene Vorstellung hatte.
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· Jun 10
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· Jun 9
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· Jun 7
Bei mir sticht Richard Wagners deutlich öfters als alle sieben Jahre in See. Die Neuinszenierung von des „Der fliegende Holländer“ am Staatstheater Nürnberg unter der Regie von Anika Rutkofsky bietet eine etwas andere Deutung des klassischen Werks. Die Oper wird von den Küsten Norwegens in die Zeit des Kolonialismus verlegt, wobei die Handlung auf einer lateinamerikanischen Zuckerrohrplantage des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist. Diese soll dazu dienen, die Schrecken des Kolonialismus und der Sklaverei zu thematisieren und eine kritische Auseinandersetzung mit historischen Ausbeutungsverhältnissen zu geben. Ob eine Wagneroper für so einen Ansatz taugt, muss man allerdings hinterfragen.
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