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Zweitaccount von susanna14. Gedacht für lange Texte, die nicht alle interessieren. Nichts zum Thema Krieg.
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Dass jetzt gejammert wird, zeigt auch dass Dinge schlimmer geworden sind. - Es müssten aber auch Lücken erkannt und geschlossen werden, die im laufenden Betrieb entstehen. Darin sind Schulen nicht so gut.
Realschulen, Hauptschulen und Gesamtschulen sammeln in der fünften Klasse erst einmal die Kinder ein, wiederholen die Basics und bauen das Selbstvertrauen wieder auf. Berufsschulen beginnen häufig mit den Grundrechenarten und dem Dreisatz.
Tatsächlich gibt es in den meisten Bildungsinstitutionen Eingangsphasen, in denen alle auf den gleichen Stand gebracht werden. Zum Beispiel beginnt das Studium im Prinzip bei Null, aber geht schneller voran, als man es aus der Schule kennt. Grundschulen nehmen sich viel Zeit, Zahlen einzuführen.
Auch Erwachsene haben ein Recht Unterstützung, man kann aber von ihnen mehr Eigenständigkeit verlangen. Außerdem besteht ein Unterschied zwischen Institutionen, die Spezialisten ausbilden, und solchen, die das unterrichten, was alle können sollten, eben Allgemeinbildung.
Institutionen müssen mit den Menschen arbeiten, die sie bekommen. Es gibt sehr viele Gründe, warum ein Kind nicht das kann, was es soll. Die Institutionen müssen es dann auffangen und unterstützen. Das sieht natürlich an Grundschulen anders aus als an Institutionen, die mit Erwachsenen arbeiten.
Fortsetzung des Threads von gestern

Förderung in Kitas: Unbedingt. Aber das Verschieben der Verantwortung an die Institution, von der man die Kinder jeweils bekommt, muss aufhören. Unis schimpfen auf Schulen, weiterführende Schulen auf Grundschulen, Grundschulen auf Kitas, Kitas auf Eltern.
Dass manche Kinder mehr als andere können, wird als Zeichen von Begabung angesehen, so dass die Kinder, die weniger können, leichtere Aufgaben bekommen, die ihrer Begabung entsprechen, statt dass man sich bemüht, die Lücken aufzuholen.
Denn auch wenn es im Prinzip möglich ist, sich alles selbst zu überlegen, brauchen die meisten Menschen Erklärungen und das Gespräch über Mathematik.

Ein weiteres Problem des individualisierten Lernens mit Arbeitsblättern: Es verfolgt oft nicht das Ziel, dass Lücken aufgeholt werden.
Ein Ausweg scheint darin zu bestehen, dass man den Unterricht immer mehr individualisiert: Jedes Kind bekommt passende Arbeitsblätter. Ich befürchte, dass zu viel Zeit damit verschwendet wird, Aufgaben zu rechnen, die die Kinder bereits können, und dass zu wenig über Mathematik geredet wird.
Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man die Zeit der anderen Schüler verschwendet, wenn man jede Frage beantwortet. Dann wird Einzelförderung oder Förderung in Kleingruppen notwendig.

(Wolfram Meyerhöfer sieht es beim Thema "zählendes Rechnen" so: Ab der dritten Klasse nur durch Einzelförderung.)
Aber irgendwann kann man als Lehrkraft nicht mehr alles im laufenden Unterricht erklären. Wenn jemand seit Jahren den Anschluss verloren hat, hält es den Betrieb auf, wenn man alle Fragen beantwortet. Manchmal sind dann auch die Fragen so wirr, dass man nicht weiß, wie man anfangen soll.
All das kostet Zeit. Kurz vor der Abschlussprüfung ist es zu spät.
Susanne Prediger denkt nicht an Nachhilfe, von der sie wenig hält (und es gibt auch Nachhilfe, die nicht gut ist, etwa wenn die Schüler erwarten, dass man kurz vor der Arbeit die Dinge erklärt und dass das dann für eine Vier reicht.)
Kinder und Jugendliche müssen erst einmal aus diesem Zustand herausgeholt werden. Sie müssen dem gewöhnlichen Unterricht wieder folgen können, sie müssen wieder etwas verstehen und Erfolgserlebnisse haben und dann vielleicht sogar Spaß an Mathematik entwickeln. (Manchmal gelingt mir das.)
Es gibt auch die emotionale Seite: Wer jahrelang schlecht war, hat meist nicht die Motivation, sich anzustrengen. Er oder sie hat sich suboptimale Lernstrategien zurechtgelegt, mit denen er irgendwie überleben kann, und kein Interesse, andere Strategien zu entwickeln.
Sie haben Rückstände gegenüber den Leuten vom Gymnasium und müssen diese jetzt aufholen. Das geht nur, wenn sie mehr Arbeit investieren, als sie es von der Sekundarstufe I gewohnt sind. Gymnasiasten können ein halbes Jahr im Ausland verkraften, wenn sie gut sind.
Wer große Lücken hat, muss mehr Zeit und Arbeit investieren als jemand, der immer sehr gut mitgekommen ist, aber generell würde ich sagen, dass es geht. Fürs Abitur kann ich keinen solchen Zeitpunkt nennen. Für Gesamtschüler gilt: ab der elften Klasse viel Arbeit investieren.
Es ist nie zu spät, mit Mathematik anzufangen, aber wenn man ein vorgebenes Ziel in einer vorgegebenen Zeit erreichen will, ist es irgendwann zu spät. Man kann das Lernen nicht beliebig verdichten.

Für den Abschluss in der zehnten Klasse muss man am Anfang der zehnten Klasse zu lernen anfangen.
Einen habe ich angeschrien, als er die "Hausaufgabe", die ich ihm gegeben hatte (Mappe durcharbeiten und wichtige Informationen herausschreiben) nicht gemacht hatte: "Ich weiß nicht, wie das noch etwas werden soll!" Danach ist er fleißiger geworden. Ob es gereicht hat, weiß ich nicht.
Ich hatte im letzten Schuljahr ein paar Leute, die an mich die Erwartung hatten, dass ich ihnen in zwei Wochen den Stoff der Oberstufe beibringe. Ich habe ja gesagt, weil ich Geld verdienen will, und ansonsten positives Denken und Mut machen und nie aufgeben - aber eigentlich ist es Betrug.
Außerdem sucht der akademische Betrieb nach jungen Genies, nicht nach intelligenten Senioren.

Zurück zum Thema Schule. Auch hier gibt es ein "zu spät": In zwei Wochen den Stoff nachholen, den man in den letzten zwei Jahren hätte lernen sollen, das funktioniert nicht.
Jetzt die schlechte Nachricht: Für die Profikarriere ist es irgendwann zu spät, in Mathematik genau wie im Ballett. Im Ballett fehlen irgendwann die körperlichen Voraussetzungen, in der Mathematik fehlt irgendwann die Zeit - ein Mathematikstudium ist ein Vollzeitjob, das geht nicht nebenher.
Es gibt auch schöne Bücher, die sich an ein allgemeines Publikum richten, und vielleicht sogar Volkshochschulkurse. Am meisten Spaß macht es mit anderen Menschen. Man kann auch aus alten Schulbüchern lernen. Die neuen Bücher sind leider im wesentlichen Aufgabensammlungen ohne erklärende Abschnitte.
Also Botschaft an die Erwachsenen: Wenn ihr immer dachtet, dass ihr für Mathematik komplett unbegabt seid, könnt ihr es trotzdem lernen. Wahrscheinlich war das von Anfang an gelogen. Ihr könnt mit euren Kindern gemeinsam lernen, wenn ihr bei den Hausaufgaben helft, oder einem YouTubeKanal folgen.
Selbst bei Dingen, wo man es nicht denkt, zum Beispiel Ballett, kann man mit Mitte zwanzig oder sogar mit Mitte sechzig anfangen und wird nach fünf Jahren feststellen, dass man große Fortschritte gemacht hat. In Mathematik, wo es keine körperlichen Voraussetzungen gibt, gilt dies umso mehr.
Fortsetzung des Threads von gestern. (Ich habe den gestrigen Thread übrigens überarbeitet und gestrafft.)

Susanne Prediger ist der Ansicht, dass es nie zu spät ist, Lücken zu schließen und aufzuholen. Generell stimme ich zu, es gibt aber Ausnahmen.

Generell: es ist nie zu spät, etwas zu lernen.